Umweltschonende Fahrzeuge fördern Chinas Autoindustrie

Eine der tragenden Säulen der chinesischen Volkswirtschaft ist die Automobilherstellung. Selbst bei bescheidenem Wirtschaftswachstum werden im Jahr 2010 mehr als 50 Millionen Fahrzeuge sich auf chinesischen Straßen bewegen. In weiteren 10 Jahren wird sich die Zahl vermutlich auf über 100 Millionen Wagen verdoppeln. Mit den Fahrzeugen kommt aber nicht nur der Glanz der Marken und Modelle, es kommen auch die alten Probleme: Umweltbelastung und Energieknappheit. Um eine gesunde Entwicklung der wirtschaftsfördernden Branche zu garantieren, hat die chinesische Regierung die Brennstoffzellenentwicklung zu einem nationalen Schlüsselprojekt erklärt.

Zu den Projektleitern gehört Yu Zhuoping, Direktor des Instituts für Automobile der Tongji-Universität in der chinesischen Wirtschaftsmetropole Shanghai. In einem Interview mit Radio China International verwies er dabei auf die ersten Erfolge seines Arbeitsteams zur Entwicklung des Wasserstoff-Brennstoffzellenautos. Ein derartiger Antrieb mit einer Höchstgeschwindigkeit von 110 km pro Stunde wurde in einem VW-Santana 2000 eingebaut. Auf dem Gelände der Tongji-Universität fanden erfolgreiche Testfahrten mit dem chinesischen Brennstoffzellenauto statt. Eine internationale Jury, die das Auto begutachtete und die Testfahrt eingehend gemessen hatte, hat aufgrund der Leistungsdaten erklärt, dass der chinesische Santana alle anderen europäischen Brennstoffzellenfahrzeuge teils deutlich übertrifft.

Anstelle des Wortes "Übertreffen", denn so heißt der Wagen auf deutsch, sprach Yu Zhouping eher von einem Start der eigenen Entwicklung des chinesischen Automobilbaus. Nach seinen Angaben begann der ganze Prozess in den 80er Jahren:

"Alles hatte begonnen unmittelbar nach der Gründung des Gemeinschaftsunternehmens Shanghai Volkwagen AG. Damals beabsichtigten die beiden Joint Venture Partner, eine Ingenieurschule für Nachwuchskräfte des Unternehmens vor allem im Entwicklungsbereich zu errichten. Die Zusammenarbeit weitete sich zu jener Zeit bereits über die beiden Joint Venture Partner hinaus auf die Regierungen der Stadt Shanghai und des deutschen Bundeslandes Niedersachsen aus. Seitdem unterstützt die niedersächsische Regierung finanziell die Tongji-Universität sowohl beim Ausbau der Lehreinrichtungen als auch bei der Fortbildung der Lehrkräfte in Deutschland. Hinzu kommt die finanzielle Unterstützung des Volkswagen Konzerns mit insgesamt 1,5 Millionen DM seinerzeit. Und unsere Idee, ein Automobilinstitut mit deutschem Modell zu gründen, wurde von staatlichen Bildungsbehörden anerkannt und finanziell unterstützt. All diese Beiträge haben eine gute Basis für die Gestaltung einer eigenen PKW-Entwicklungsabteilung vor allem im Einsatz der Brennstoffzellen geschaffen."

Gefördert werden in der chinesischen Automobilindustrie seit Jahrzehnten eigene Entwicklungen im PKW-Bereich. Schließlich seien die meisten auf dem chinesischen Markt abgesetzten Autos eigentlich ausländische Entwicklungen. Dieses Problem müsse nach und nach gelöst werden, so Chinas Wirtschaftsexperten. So haben chinesische Autobauer sich das Ziel gesetzt, dass bis zum Jahr 2010 etwa 50 Prozent der Autos von lokalen chinesischen Bändern rollen. Dabei soll Schritt mit der weltweiten Entwicklung der alternativen Antriebe gehalten werden. In diesem Zusammenhang erwähnte Yu Zhuoping, Direktor des Automobilinstituts bei der Tongji-Universität folgende konkrete Maßnahmen:

"Gemeinsam mit unserem Institut hat Shanghai Automotive Industry Corp im Jahr 1996 vier Ingenieurzentren für den Automobilbau errichtet, in die Investitionen in Höhe von 10 Millionen Yuan geflossen sind. Es war der Auftakt des nationalen Forschungsprogramms für neue Antriebsgenerationen, oder konkreter gesagt, der Entwicklung umweltschonender Triebwerke mit Brennstoffzellen und Elektromotoren."

Die tatsächliche Entwicklung der Autos mit Wasserstoff-Brennstoffzellen begann laut Angaben von Yu Zhuoping Anfang des 21. Jahrhunderts, angekurbelt sowohl von der Stadtregierung von Shanghai, die im westlichen Außenbezirk eine Autostadt bauen wollte, als auch vom unbedingten Willen des Staates:

"Im zehnten Fünfjahresplan (2001 - 2005) wird ausdrücklich auf die Entwicklung und Produktion von Elektroautos und Hybrid-Modellen sowie die intensive Forschung am Brennstoffzellenantrieb hingewiesen. Konkret geht es um eines der insgesamt 12 nationalen Schlüsselprojekte des 10. Fünfjahresplans. Bis Ende des abgelaufenen Jahres hat die chinesische Regierung weitere 90 Millionen Yuan zur Weiterentwicklung dieser Technologie angeboten. Wir hoffen, im Laufe der nächsten sieben bis acht Jahre eine Massenproduktion von Wasserstoffautos beginnen zu können."

Überdies wird die Entwicklung unmittelbar von der Unterstützung Deutschlands profitieren. Regierungsvertreter beider Länder bewerten ihre in Shanghai fortgesetzte Zusammenarbeit als erfolgreichen Versuch, Niedersachsen als Kompetenzzentrum der erneuerbaren Energien zu positionieren. Konkret gemeint ist wiederum der dort ansässige Wolfsburger Autokonzern. So hat der Konzern in China ein Abkommen mit der Tongji-Universität für die Weiterentwicklung des Brennstoffzellenautos unterzeichnet. VW liefert das Fahrzeug, während der chinesische Partner die Brennstoffzelle und ein Batteriesystem beisteuert. Die deutsche Entwicklungsfirma IAV wird das Projekt zusätzlich technisch begleiten.

Damit dokumentiert China seinen unbedingten Willen, umweltfreundliche Fahrzeuge in den Verkehr zu bringen. Zudem wurde bereits Abkommen für den Bau von Hybridbussen mit dem US-Autobauer General Motors geschlossen. Und Toyota hat ebenfalls angekündigt, das Hybridfahrzeug Prius jetzt auch in China zu fertigen.

(CRI, 20. Januar 2005)