Einkommenskluft in China ab 2010 kritisch

Die zunehmenden Einkommensunterschiede in China werden vermutlich ab dem Jahr 2010 zu sozialer Instabilität führen, sollte die Regierung keine effektive Lösung für das Problem der Ungleichheit findet.

Eine Forschungsgruppe des Instituts für Einkommensforschung des chinesischen Statistikamtes fordert die Regierung auf, den wachsenden Einkommensunterschieden mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Eine Studie der Gruppe hat ergeben, dass die Einkommensunterschiede seit 2003 weiter zunehmen, trotz Maßnahmen zur Anhebung des Einkommens von in Armut lebenden Menschen.

Die Gruppe um Su Hainan, dem Leiter des Instituts, verwendet die Farben Blau, Grün, Gelb und Rot um die Entwicklung der Einkommensunterschiede zu markieren. Gelb fordert die Regierung zu erhöhter Aufmerksamkeit auf und Rot bedeutet, dass die Unterschiede vollkommen inakzeptabel sind.

"Die Einkommensunterschiede in China befinden sich zur Zeit im gelben Bereich", warnte die Gruppe. "Wir werden ab 2010 in den roten Bereich gelangen, wenn in den nächsten Jahren keine effektiven Lösungen gefunden werden."

Die Gruppe um Su hat nur wenig Grund für Optimismus in Hinsicht auf eine Verringerung des Einkommensunterschieds zwischen Stadt und Land gefunden. Die Einkommen in den Städten wachsen jährlich 8 bis 9 Prozent, während das Wachstum in den ländlichen Regionen durchschnittlich 4 bis 5 Prozent beträgt.

Dieses Jahr werde das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen in den Städten wahrscheinlich 10.000 Yuan (1000 Euro) überschreiten, sagt das staatliche Statistikamt voraus. Im vergangenen Jahr betrug das durchschnittliche jährliche Einkommen in den ländlichen Gegenden 2936 Yuan (290 Euro) und liegt damit weit hinter dem der Städter, die 2004 durchschnittlich 9422 Yuan (942 Euro) zur Verfügung hatten.

Die Gruppe ist der Überzeugung, dass die Kluft in den ländlichen Gebieten sich bereits sehr nahe am roten Bereich befinde. Durchschnittliche Bauern verdienten 2004 das 3,39 fache von dem was offiziell als arm bezeichnete Bauern verdienten. 1992 lag der Unterschied bloß beim 2,45 fachen.

"Die absolute Priorität der Regierung muss sein, dafür zu sorgen, dass immer noch in Armut befindliche Bauern mehr verdienen", heißt es in dem Bericht.

Auch unter den Städtern besteht eine Kluft. "Und die Kluft wächst", sagte Xu Fengxian, ein Forscher der chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften. Die Einkommen von entlassenen Arbeitern gehen zurück, während "die Brieftaschen der privaten Geschäftsleute mit unglaublicher Geschwindigkeit fetter" werden, sagte Xu.

(China.org.cn, Xinhua, 24. August 2005)