China: Geldmenge nimmt weiter zu

Die Geldmenge in China hat im August den sechsten Monat in Folge zugenommen. Dies geht aus Angaben der chinesischen Zentralbank, der People's Bank of China, hervor.

Die Geldmenge M2, die das umlaufende Bargeld und alle Sichteinlagen umfasst, stieg im Jahresvergleich um 17,3 Prozent, heißt es in einer Stellungnahme der Zentralbank.

Das Wachstum der Geldmenge lag demnach um einen Prozentpunkt höher als im Vormonat und um 3,7 Prozentpunkte höher als im selben Zeitraum des Vorjahres.

Die Angaben zur Entwicklung der Geldmenge M2 im Monat August würden darauf hinweisen, dass die Zentralbank langsam ihre restriktive Kreditpolitik lockert, meint Huang Yiping, leitender Ökonom bei der Citigroup in Hong Kong.

Seit Mitte 2003 hat China eine Reihe von Maßnahmen durchgeführt, um die Wirtschaft des Landes vor einer Überhitzung zu bewahren. Zu den Maßnahmen gehörte auch eine restriktive Kreditpolitik. Allerdings sind viele Ökonomen der Überzeugung, dass eine Aufrechterhaltung der restriktiven Kreditpolitik über einen langen Zeitraum schädlich für eine nachhaltige Entwicklung des Landes sei.

"Nun ist die Zentralbank nicht länger auf ihrem restriktiven Kurs", sagt Huang.

Allerdings, meint Wang Zhao, ein leitender Forscher des Zentrums für Entwicklungsforschung beim Staatsrat, bedeute das höhere Wachstum im August nicht zwingend, dass die Zentralbank ihre Kreditpolitik gelockert habe. "Vergleicht man die Zahlen mit denen aus dem Monat Juli, dann kann man sehen, dass die Kluft zwischen dem Wachstum der Geldmenge M2 und den offenen Krediten in der lokalen Währung weiter auseinander gegangen ist", sagt Wang.

Die Summe ausstehender Renminbi Kredite ist im Jahresvergleich um 13,4 Prozent auf 18,8 Billionen Yuan (1,8 Billionen Euro) gestiegen. Die Wachstumsrate lag um 0,3 Prozent höher als im Vormonat.

"Dies deutet daraufhin, dass das schnelle M2 Wachstum hauptsächlich auf den angestiegenen Handelsüberschuss zurückzuführen ist", meint Wang. Die Zentralbank muss mit Renminbi harte Währungen kaufen. Im vergangenen Monat hatte China, mit 10 Milliarden US Dollar einen der größten monatlichen Handelsüberschüsse zu verzeichnen.

"Die Wirtschaft des Landes sieht sich eher dem Risiko einer wirtschaftlichen Abschwächung als einer Inflation gegenüber", sagt Wang. Die Regierung sollte für den Rest des Jahres keine weiteren verschärfenden Maßnahmen einführen.

Das Bruttoinlandsprodukt des Landes ist in der ersten Hälfte des Jahres um 9,5 Prozent gewachsen und wird für das ganze Jahr vermutlich 9,2 Prozent betragen, heißt es in einer Prognose der Asian Development Bank.

Die Zentralbank hat für 2005 ein Wachstum der Geldmenge von 15 Prozent anvisiert. Wang meint, dass ein M2 Wachstum zwischen 16 Prozent und 18 Prozent akzeptabel sei.

Im vergangenen Jahr hatte das Wachstum der Geldmenge M2 14, 1 Prozent betragen, deutlich unter der Zielsetzung der Zentralbank von 17 Prozent.

(China.org.cn, China Daily, 15. September 2005)