Neues Buch über Schwule in China

Die erste Studie über schwule Männer in China, die in Beijing neu erschienen ist, ist nicht ganz so rührselig wie die Liebesgeschichte der beiden Cowboys in dem Film "Brokeback Mountain". Dafür erzählt sie realistischere Geschichten.

Die Studie des chinesischen Schwulenautors Tong Ge floss in ein Buch mit zahlreichen sexuellen Erzählungen und Erfahrungen von über 500 homosexuellen Männern aus acht Großstädten ein.

Das Buch mit dem Titel "Sex unter chinesischen Männern: Forschungsstudie zu Sexualität und Outing" umfasst 15 Kapitel und ist das Ergebnis einer zweijährigen Studie von Tong Ge.

Das Besondere seiner Studie ist die Ergründung einer größeren Schwulengemeinde. Denn sie berücksichtigt auch Schwule, die in früheren Studien wegen eines Nichtoutings häufig unter den Tisch fielen.

In China leben schätzungsweise 5 bis 10 Millionen homosexuelle Männer. "Viele Männer, die schon einmal Sex mit einem anderen Mann hatten, halten sich selbst für trotzdem nicht schwul", erklärt Tong.

Die Studie ist die erste Studie über Homosexualität, die von einem Homosexuellen selbst verfasst wurde.

Vor Abfassen dieser Studie beschäftigte sich Tong mit der Veröffentlichung von Schwulenliteratur und der HIV/AIDS-Prävention.

Gesponsert wurde die Studie von der New Yorker Ford-Stiftung und der ersten Schwulenberatungsstelle Chinas, dem Beijinger Bildungsinstitut für Geschlechtergesundheit.

Wegen seiner Position als Vertrauensperson der befragten homosexuellen Männer gilt Tongs Studie als besonders authentisch und zuverlässig.

"Im Gegensatz zu anderen Interviewern höre ich lieber zu", sagt Tong. Ziel seiner Arbeit sei es Dritten, die mit der Schwulenszene noch nicht vertraut sind oder sie auch bereits kennen, Erfahrungen aus erster Hand zu liefern.

Das Buch bietet bislang unbekannte Einblicke in das Sexualleben der chinesischen Schwulenszene. "70 Prozent des Inhalts ist auch für mich als homosexuelle Person neu gewesen", sagt Tong weiter.

"Die Geschichten sind absolut neu", meint auch Pan Suiming, Direktor des Instituts für Sexualität und Geschlechter der Volksuniversität China.

Auf die Frage nach seiner Motivation für das Buch antwortet Tong, dass er Homosexualität unter Männern als normalste Sache der Welt propagieren wolle und nicht etwa als Krankheit, die therapiert werden müsse.

(China.org.cn, China Daily, 16. Februar 2006)