DNA-Tests belegen Fund des ersten Europäers in China

Chinesische Archäologen haben jetzt die Überreste des ersten Europäers gefunden, der am Bau des Mausoleums des ersten Kaisers von Chinas mitgearbeitet hat.

Dies belegen DNA-Tests von menschlichen Überresten, die in einem der Gräber in der Nähe des Mausoleums von Qin Shi Huangdi in der nordwestchinesischen Provinz Shaanxi gemacht wurden. Das Mausoleum ist mittlerweile über 2200 Jahre alt.

Die Archäologen fanden die Überreste des Europäers in einem Grab mit weiteren 121 menschlichen Knochen. Das Grab befindet sich rund 500 Meter entfernt vom berühmten Terrakottamuseum mit seinen Kriegern, Pferden und Waffen.

Laut Duan Qingbo, dem Leiter des Qin Shi Huangdi-Ausgrabungsteams vom Denkmalschutzamt der Provinz Shaanxi, lässt der Fund Kontakte zwischen Ostasien und dem heutigen Zentralasien bereits ein Jahrhundert vor dem ursprünglich angenommenen Zeitpunkt in der Han-Dynastie (206 v.Chr.-220 n.Chr.) vermuten.

Die Wissenschaftler ordneten die Knochenteile von 50 Überresten aus den Gräbern, die 2003 ausgegraben wurden. Davon wurden 15 DNA-Proben entnommen. Die meisten Skelette seien von Männern im Alter zwischen 15 und 55 Jahren, sagte Duan.

"Wir stießen auf eine DNA-Probe, die genetische Ähnlichkeit mit den Parsis aus Indien und Pakistan, den Kurden aus Turkmenistan und den Persern aus dem Iran aufwies", berichtete Tan Jingze, außerordentliche Professorin für moderne Anthropologie der Shanghaier Fudan-Universität, an der die DNA-Tests durchgeführt wurden.

Bei dem Fremden handelt es sich laut Tan ethnologisch um einen ungefähr 20-jährigen Europäer.

Tan vermutet, dass er im Norden gefangen wurde. Denn zur damaligen Zeit zogen dort zwischen Ost- und Westasien Nomaden umher, die zur Arbeit in den Gräbern gezwungen wurden.

"Der Fund ist fantastisch. Wir können jedoch nicht mit absoluter Sicherheit sagen, ob am Bau des Mausoleums noch mehr Europäer beteiligt waren", sagt sie.

"Die Entnahme weiterer DNA-Proben gestaltet sich für die Wissenschaftler aufgrund gravierendem Wassereintritt und den in Schichten gelagerten, leicht zerstörbaren Skeletten schwierig", sagte Duan.

Trotz des großen internationalen Interesses an dem Mausoleum stellten die Archäologen im Jahr 2003 ihre Ausgrabungsarbeiten vorübergehend ein. Grund hierfür war der unzureichende Schutz infolge schlechter Witterungsverhältnisse.

"Auch in der nahen Zukunft ist es nahezu unmöglich, von rund 200 anderen Grabfiguren Proben zu entnehmen", erklärte Duan.

Qin Shi Huangdi, der China einen wollte, war der erste Kaiser der Qin-Dynastie (221-206 v.Chr.). Er wird oft als rücksichtsloser Tyrann beschrieben. In historischen Aufzeichnungen ist die Rede von über 700.000 Arbeitskräften, die kurz nach seiner Inthronisierung beim Bau des Mausoleums mithelfen mussten. Das Mausoleum im Kreis Lintong befindet sich rund 35 Kilometer östlich der Provinzhauptstadt Xi'an.

Der gigantische Bau mit einer Höhe von 70 Metern und einer Fläche von 56 Quadratkilometern benötigte zu seiner Fertigstellung 38 Jahre und forderte mehrere tausend Menschenleben. So steht es zumindest in den historischen Aufzeichnungen des "Shiji" des berühmten chinesischen Historikers Sima Qian, der während der Westlichen Han-Dynastie (202 v.Chr.-24 n.Chr.) lebte.

Das Mausoleum war zufällig beim Graben nach einer Quelle von einer Gruppe Bauern im März 1974 entdeckt worden. Im Dezember 1987 wurde das Mausoleum auf die UNESCO-Welterbeliste gesetzt. Laut Duan, stießen die Archäologen auf insgesamt 181 Gräber sowie die berühmte Terrakotta-Armee.

(China.org.cn, Xinhua, 5. Juli 2006)