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Projekt zur Wasserumleitung von Süd- nach Nordchina

Es ist ein Projekt, das man von seinen Dimensionen mit dem Bau der Großen Mauer vergleichen kann: Das Süd-Nord-Wasserumleitungsprojekt, das jetzt begonnen wurde. Es soll den Wasserengpass in Beijing und anderen nördlichen Metropolen durch Umleitung des Wassers des Yangtse-Flusses beheben.

Zu diesem Zweck werden drei Wasserkanäle gebaut: der östliche, der mittlere und der westliche. Nachdem die Bauarbeiten für den östlichen Kanal am 27. Dezember 2002 begannen, soll jetzt auch bei den anderen Kanälen losgelegt werden, was den tatsächlichen Beginn dieses Projekts signalisiert. Dieses Projekt ist das gegenwärtig anspruchsvollste aller Infrastrukturmaßnahmen, sowohl von der Dauer seiner Planungsphase her als auch wegen der dafür notwendigen Mittel. 2050 soll es fertig werden; die geplanten Investitionen belaufen sich voraussichtlich auf 486 Mrd. Yuan (50,4 Mrd.€).

Nach Abschluss des Projekts sollen jährlich 44,8 Mrd. Kubikmeter Wasser vom Yangtse in den Norden Chinas fließen, das entspricht der jährlich transportierten Wassermenge des Huanghe-Flusses (Gelben Flusses). Ein durch Menschen gemachter Fluss ist das, was Chinas Norden braucht, um die dortige Wasserknappheit zu beenden.

Die Idee dieses Wasserumleitungsprojektes vom Süden in den Norden tauchte zuerst in den 1950er Jahren auf. Wassermangel ist seit Jahrzehnten ein Problem in China. Chinas Wasservorkommen rangiert mit 2,8 Billionen Kubikmeter weltweit auf Platz sechs. Aber das Pro-Kopf-Wasservorkommen beträgt nur ein Viertel des Weltdurchschnitts.

Darüber hinaus hat China ein sehr ungleich verteiltes Wasserreservoir. Mehr als 80% des Oberflächenabflusses kommen vom Yangtse-Flusstal und den südlich gelegenen Flüssen, während die kultivierbare Bodenfläche dort nur 40% des gesamten Landes beträgt.

Die Täler des Huanghe-, des Huaihe- und des Haihe-Flusses sowie das ausgedehnte nordwestliche Hinterland umfassen 50% von Chinas Boden, 45% des kultivierten Bodens und 36% der chinesischen Bevölkerung, aber nur 12% von Chinas Wasservorkommen.

Mit reichlichem Land und Bodenschätzen ausgestattet, mit Industrien und Produkten, die auf Energie, Getreide, Baumwolle und Speiseöl beruhen, spielen Chinas Norden und Nordwesten eine strategisch bedeutsame Rolle in der Volkswirtschaft. Das trifft besonders für die entwickelte Ebene der drei erwähnten Flüsse zu und auf die Jiaodong-Halbinsel in der Provinz Shandong. Der Wassermangel behindert die Entwicklung der lokalen Wirtschaft und erzeugt ökologische Probleme, deshalb ist die Wasserversorgung dringlich, sagen die Experten.

Der stellvertretende Minister für Wasserwirtschaft, Zhang Jiyao, sagte, dass das Umleitungsprojekt von großer Bedeutung für die rationale Nutzung der verfügbaren Wasserressourcen in den Tälern des Yangtse-, des Huanghe-, des Huaihe- und des Haihe-Flusses und für die Förderung der koordinierten Entwicklung der Wirtschaft, der Gesellschaft und der Ökologie sei.

Laut Zhang wird das Projekt das Problem der Wasserknappheit im Norden grundsätzlich verbessern und allmählich den dadurch erzeugten Engpass in der Entwicklung der nördlichen Gebiete Chinas beseitigen. Dadurch kann ein nachhaltiges Wachstum in den Gebieten entlang der Wasserstraßen gefördert werden.

44 große und mittlere Städte, einschließlich Beijings, Tianjins, Shijiazhuangs und Jinans, werden von dem Vorhaben profitieren, ihr Wassermangel wird behoben werden. Dadurch wird die Möglichkeit für eine strategische Umstrukturierung ihrer Wirtschaft geben.

Auch wenn das Projekt auf Quantität und Qualität der Wasserreserven ausgerichtet ist, soll es doch auch die ökologischen Bedingungen in der Huanghe-Huaihe-Haihe-Ebene verbessern.

So soll 2010 die jährliche Grundwasserentnahme in diesem Gebiet um 3,6 Mrd. Kubikmeter verringert werden, was dessen Absenkung effektiv reduzieren und zugleich die natürlichen Umweltbedingungen verbessern wird.

Die Beamten des Ministeriums für Wasserwirtschaft betonten, dass das ambitionierte Projekt nicht nur verschiedene Entwicklungsmöglichkeiten für die betroffenen Gebiete mit sich bringen, sondern auch ein solides Fundament für die Ausnutzung von Chinas Wasservorkommen legen wird.

Cai Qihua, Direktor der Kommission für Wasserressourcen des Yangtse-Flusses, sagte, dass die mittlere Route Wasser des Danjiankou-Stausees, der durch den Hanjing-Fluss, ein Nebenarm des Yangtse, gefüllt wird, durch Kanäle, die durch die Funiu- und die Taihang-Berge gehen werden, nach Beijing leiten wird. Nach seiner Meinung werden der Norden und der Süden von dem Projekt profitieren.

Erstens wird sich der Wassermangel verringern und sich die natürliche Umwelt in den Zielgebieten, einschließlich Beijings, merklich verbessern. Zweitens wird sich die Kontrolle des Hochwassers im unteren und mittleren Bereich des Yangtse verbessern. Drittens wird die Wasserqualität steigen und die Flüsse an den verschiedenen Kanälen werden reguliert. Neue Vegetation wird gepflanzt und die natürlichen lokalen Umweltbedingungen werden verbessert werden. Zusätzlich wird das Projekt der lokalen Industrie Schubkraft verleihen, d.h. v.a. der Bauindustrie, dem Transportwesen und der Fertigungsindustrie sowie dem tertiären Sektor.

Die östliche Route mit der Industriemetropole Tianjin als Ziel wird Wasser aus den weiter unten gelegenen Flussläufen des Yangtse zum Osten der Huanghe-Huaihe-Haihe-Ebene durch ein Stufensystem durch den Kaiserkanal zwischen Beijing und Hangzhou leiten, sagte Ren Qianmin, Direktor der Kommission für Wasserressourcen des Huaihe-Flusses.

Direktor Li Guoying von der Kommission für Wasserressourcen des Huanghe-Flusses, sagte, dass die westliche Route Wasser vom oberen Yangtse zum Gelben Fluss leiten soll, um die Wasserknappheit im trockenen nordwestlichen Raum Chinas zu beheben und die Entwicklung und Nutzbarmachung des Huanghe-Flusses zu fördern. Wasserknappheit behinderte die Entwicklung im Einzugsgebiete des Huanghe-Flusses, und der Bau des Westkanals wird hier eine fundamentale Wende bringen. Das Projekt wird noch vor 2050 die Wassernachfrage von sechs Provinzen und autonomen Gebieten am Ober- und Mittellauf des Huanghe-Flusses befriedigen. Dazu wird das Projekt Wasser an die Gebiete am Unterlauf des Flusses bringen und die dortigen ökologischen Probleme, einschließlich des Austrocknens einiger Flussgebiete, lindern.

Wang Zhimin, Direktor der Kommission für Wasserressourcen des Haihe-Flusses, sagte, dass dieses riesige Wasserumleitungsprojekt grundsätzlich die Wasserknappheit im Einzugsgebiet des Haihe-Flusses beheben wird. Ein Gebiet mit einer Fläche von ca. 100.000 Quadratkilometern entlang des Flusses wird davon profitieren, und bis 2010 wird das Gebiet mit ca. 7 Mrd. Kubikmeter Wasser vom Yangtse versorgt werden. Dann werden die Städte entlang der neuen Wasserstraße kein Grundwasser mehr für ihren Bedarf entnehmen müssen. So kann auch das Feuchtland im Gebiet Baiyangdian erhalten werden.

Durch Wassermanagement und -verteilung können einige ausgetrocknete Flussläufe in der Ebene mit Wasser versorgt werden.

Der Bau der Süd-Nord-Wasserumleitung birgt gewaltige Möglichkeiten für die entsprechenden Industrien, v.a. die Industrien, die mit Gewässerschutz zu tun haben, die Bauwirtschaft, die Abwasserwirtschaft und den Maschinenbau. Die Shanghaier Zeitung „Wen Hui Bao“ berichtete, dass etwa 100 Mrd. Yuan (10,4 Mrd. €) an Anlageinvestitionen in Infrastruktur und Anlagetechnik für die erste Phase der östlichen und der mittleren Strecke bereit stehen. Dies ist ohne Zweifel eine gute Nachricht für die Wasserbauunternehmen. Besonders die Unternehmen, die in Damm- oder Tunnelbau, v.a. in Gebieten mit schwierigen Naturbedingungen, spezialisiert sind, werden das Rennen bei den Ausschreibungen machen. Natürlich werden auch die Zulieferer der Bauindustrie profitieren. Etwa 8 Mio. Tonnen Zement werden für diese ersten beiden Strecken gebraucht.

Die östliche Route wird das Schwergewicht auf die Entwicklung großer umweltfreundlicher Pumpstationen und Ausrüstung mit hoher Zuverlässigkeit und Kapazität legen, andere Baumaschinen mit besonderen Funktionen sind für die mittlere und die westliche Route vorgesehen. Das wird dem Maschinenbau in China einen gewaltigen Ruck geben.

Insider sagen, dass China überseeische Kooperation für das Projekt sucht, da es einen Mangel an fortgeschrittenen Technologien und Anlagen hat, die für das Projekt notwendig sind. Ausländische Teilnahme wird entsprechend ermutigt.

Überblick über das Süd-Nord-Wasserumleitungsprojekt

Der östliche Wasserweg: Wasser soll vom Unterlauf des Yangtse bei dem Jiangdu-Abschnitt in Yangzhou via Kaiserkanal Beijing-Hangzhou und andere parallel verlaufende Flüsse nach Norden umgelenkt werden.

Auf der Strecke wird es die Seen Hongze, Luoma, Nansi und Dongping verbinden, die eine wichtige Rolle bei der Regulierung und Speicherung des Wassers spielen. Nachdem das Wasser den Dongping-See durchflossen hat, wird es entweder nordwärts bis zum Huanghe-Fluss weitergeleitet oder ostwärts durch den Hauptfluss in das Jiaodong-Gebiet via Jinan in die Städte Yantai und Weihai. Das ganze Projekt wird in drei Bauabschnitten realisiert.

Der mittlere Wasserweg: Wasser wird vom Danjiangkou-Stausee in der Provinz Hubei nach Beijing, Tianjin und in weitere Städte entlang der Eisenbahnlinie Beijing-Guangzhou gelenkt, um deren Nachfrage nach Wasser zu befriedigen. Das Wasser wird an der Yakou-Wasserscheide in Fangcheng in den Huanghe-Fluss einfließen, nachdem es durch den Westen der Huanghe-Huaihe-Haihe-Ebene und die Stadt Zhengzhou geleitet wurde. Die mittlere Route wird in zwei Bauphasen eingeteilt.

Der westliche Wasserweg: Wasser wird von den Flüssen Dadu, Yalong und Tongtian am Oberlauf des Yangtse für den Bedarf der autonomen Gebiete Ningxia und Innere Mongolei und der Provinzen Shaanxi, Shanxi, Qinghai und Gansu sowie der Guanzhong-Ebene abgezweigt. Das Wasser soll durch unterirdische Kanäle zur Wasserscheide zwischen dem Yangtse- und dem Huanghe-Fluss fließen und den Yangtse mit dem Oberlauf des Huanghe-Flusses verbinden. Das Projekt kann auch den Hexi-Korridor in der Provinz Gansu und, wenn notwendig, die Gebiete am Unterlauf des Huanghe-Flusses mit Wasser versorgen.

(Beijing Rundschau/China.org.cn, 29. Oktober 2003)

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