Windenergie im Aufwind

China ist im Grunde ein energiearmes Land. Um die vorhandene Struktur der Energieversorgung zu verbessern und zugleich natürlich auch der derzeitigen übermäßigen Abhängigkeit von herkömmlichen Energieträgern wie Kohle und Erdöl entgegen zu wirken, bemüht sich China mit aller Kraft, um den Ausbau der Windenergie.

Die zuständigen Behörden gehen davon aus, dass bis zum Jahr 2020 die Stromerzeugung aus Windenergie um das Dreißigfache wachsen wird.

Durch die überdurchschnittlich schnell wachsende Energienachfrage des chinesischen Marktes hat sich in diesem Jahr gezeigt, wie desolat der Zustand der Energieversorgung, insbesondere im Bereich der elektrischen Energie, in China in Wirklichkeit ist. Es mussten in diesem Sommer in zwei Dritteln aller Provinzen und Autonomen Gebiete bzw. regierungsunmittelbaren Städte des öfteren Maßnahmen ergriffen werden, die sich durch zeitweises und partielles Abstellen der Stromversorgung bemerkbar machten.

Die Überwindung der Energieknappheit ist nach allgemeiner Meinung führender Energieexperten nur durch eine Veränderung der vorhandenen Struktur der Energieversorgung und durch eine verstärkte Entwicklung alternativer Energiequellen einschließlich der Windenergie möglich. Der Experte Xu Honghua rechnet mit einer sehr schnell wachsenden Stromerzeugung durch Windenergie in absehbarer Zeit: "China verfügt über viele ideale Standorte, wo Windkraftanlagen aufgestellt werden könnten. Die für Stromerzeugung nutzbare Windkraft beträgt etwa eine Million Megawatt. Heute ist die Stromgewinnung aus dieser Energie eher bedeutungslos, doch kann man trotzdem erkennen, dass die Kosten im Vergleich mit anderen regenerativen Energien nicht höher sind, sie sind etwa mit den Stromkosten aus herkömmlichen Energien vergleichbar. Deshalb ist China gefordert, auf Windenergie zu setzen und den Bau von Windkraftanlagen zu forcieren".

Statistiken zufolge ist die jährlich in China neu installierte Windkraftkapazität in den letzten Jahren durchschnittlich um 50% gewachsen. Trotzdem bildet die Windenergie nur einen kleinen Anteil an der gesamten Stromerzeugung des Landes. Zum Beispiel lag die installierte Windkraftkapazität im vergangenen Jahr bei 56 Megawatt, dies entspricht nur 0,14 Prozent der gesamten Kapazität des Landes im Jahr 2003. Diese Tatsache führen Energieexperten darauf zurück, dass das technische Know-how im Bereich Windenergie noch in den Kinderschuhen steckt. Außerdem ist heute herkömmliche Energieversorgung preiswerter.

In der Tat ist die Windkraft in China momentan teurer als Kohle- oder Wasserkraft. Aus diesem Grunde ist diese Energie bisher sozusagen das Stiefkind des chinesischen Strommarktes, das Interesse an einer großangelegten Entwicklung war bisher mehr als bescheiden. Experten vertreten aber die Meinung, dass die Windkraft in China eine große Zukunft hat. Die herkömmlichen Energien seien momentan zwar noch preisgünstiger, doch bei technischen Fortschritten wird die Windenergie vom Preis her mit der konventionellen Stromerzeugung in Kraftwerken Schritt halten können. Außerdem ist die Stromerzeugung aus herkömmlichen Energiequellen mit erheblicher Umweltverschmutzung verbunden.

Wind ist ständig reichlich vorhanden und Windkraft ist umweltfreundlicher, auch wenn man die Beeinträchtigung des Landschaftsbildes in Kauf nehmen sowie über eine gewisse Lärmbelästigung durch die Rotorenbewegung hinwegsehen muss. Auf der anderen Seite ist der Anblick von qualmenden Schornsteinen oder dampfenden Kühltürmen von Atom- oder Kohlekraftwerken auch nicht gerade erhebend.

Um die Nutzung von regenerativen Energien wie Windenergie in China zu fördern, wird derzeit an einem entsprechenden Gesetz gearbeitet. Dazu noch einmal Xu Honghua: "In dem Gesetz zur Förderung der Nutzung von regenerativen Energien wird den Stromherstellern strengstens auferlegt, die Stromerzeugung aus regenerativen Energien in ihre gesamte Stromproduktion einzubeziehen. Zudem werden die Unternehmen beim Einkauf regenerativer Energie gezwungen, faire Preise zu bezahlen, damit die Windkraftwerke auch rentabel produzieren können. Das Inkrafttreten dieses Gesetzes wird die Entwicklung der Windenergieindustrie vorantreiben."

Parallel dazu versucht China auch die Stromerzeugung aus Wind technisch zu verbessern. Hinzu kommen die Bemühungen, die bislang importierten Anlagen zukünftig selber zu entwickeln, um die Kosten der Windkrafterzeugung zu reduzieren. Schon vor ein paar Jahren hat das Ministerium für Wissenschaft und Technik spezielle Geldmittel zur Verfügung gestellt, um die Entwicklung von Generatoren mit Megawatt-Kapazität für Windkrafterzeugung zu unterstützen. Nicht zuletzt wird versucht, auswärtigen Unternehmen der Windenergieindustrie Anreize zu bieten, damit sie in Chinas Energiebereich investieren. Mit all diesen Maßnahmen soll Chinas Kapazität zur Stromerzeugung aus Windenergie bis zum Jahr 2020 auf 20.000 Megawatt erhöht werden.

(CRI/China.org.cn, 8. Oktober 2004)